Neu - Postskript…Nepal…mein Land? Ein Rückblick

Veröffentlicht am 17. Mai 2023 um 13:48

Immer auf meine Bedürfnisse achten, trotz Planung meine eigene Gangart finden, Mut zum Umschmeißen haben, nicht festhalten...nach so vielen Jahren Dauerstreß und -engagement...das ist ganz sicher eines meiner Ziele dieser Reise.

 

Ein Freund fragte mich kürzlich in einer Mail...und bist Du denn  nun glücklicher ?

nein,...aber klüger und ruhiger...

 

 

Das Land der Berge und Gipfel, der Schluchten und Hochtäler, der Treppen und Steilhänge, das Land der ohrenbetäubenden Strassengeräusche, der Tempel und Mönche, der Bergsteiger und verrückten Touristen, das Land der Kaschmirschals und des Yakkäse, der Tibetaner und Sherpas, der Tiger und Languren, das Land der wilden Hunde und der Tierschützer, das Land in dem Buddha seinen Weg durch die Welt antrat, das Land, das im Angesicht des Daches der Welt, den majestätischen Gipfeln des Himalayas mit den höchsten Bergen der Welt eine nicht zu beschreibende Erden-Energie hatte und sicher noch hat … und sich nun neu erfinden will, erfinden muß?

Wenn wundert es, dass die jungen Nepalesen dazu gehören wollen, mit allem Komfort, den wir ihnen doch vorleben … wen wundert es? Das dabei ein Land sein Gesicht verändert und für Neues vieles Alte verloren geht, dass Wurzeln, die einmal Halt gaben an Bedeutung verlieren … dass man die Menschenleben vor neuen Erdbeben schürzen will, dass Kanalisation und ein gutes Auskommen für Alle möglich sein muss … all das ist nur zu verständlich. Welchen Preis zahlt Nepal für den Weg in die Moderne, welche Verluste muss es hinnehmen und was wird es gewinnen, was wird am Ende das Land Nepal ausmachen?

 

Schon jetzt zieht es ganze Generationen zum Arbeiten nach Thailand oder Doha, um zu überleben, um die Daheimgebliebenen zu unterstützen. Die Jungen gehen, aber, um zurück zu kommen! Da unterscheidet sie von den einstigen Gastarbeitern in Deutschland. Mit wem ich auch sprach, sie wollen zurück, in Ihr Land, in Ihre Heimat. Das ist eine Stäke, die die Reichen und Schönen und Regierenden nicht übersehen dürfen, dass ist m.E.n. die wirkliche Kraft dieses Landes. Es ist Ihre Heimat, zu der die Menschen eine tiefe Verbundenheit spüren. Hier sind sie verwurzelt.

Wenn ich an Nepal zurückdenke, dann sehe ich die Farbe braun, braun für Erde, für Tiefe, für Halt und Festigkeit, aber auch Düsternis und Verhaftung, Anhaftung, Festgefahren sein. Ich habe in diesem Land keine Leichtigkeit gefunden…das mag meiner eigenen Unbeweglichkeit geschuldet sein, das Licht war immer oben, in den 8000ern, unerreichbar für mich, die unten war.

Wenn ich an Nepal zurückdenke, dann sehe ich Menschen, die alles geben, um dir eine gute Zeit zu gestalten, die aber auch Vieles nehmen, wenn du nicht aufpasst.

Wenn ich an Nepal zurückdenke, dann sehe ich Schönheit und Zerstörung, Kraft und Erschöpfung, Lachen, Leben und tiefe Gläubigkeit… und viele, viele neue Ideen, die der Pflege und der Unterstützung bedürfen. Nicht zum Selbstzweck wie bei den religiösen Sekten, sondern uneigennützig, wie beim Tierschutz, wenn auf eigene Kosten Einheimische oder heimisch Gewordenen, Straßenhunde impfen und sterilisieren oder durch Empowermentprojekte, die es ehrlich meinen mit den geschlagenen Frauen.

Wenn ich an Nepal denke, dann erfüllt mich Dankbarkeit, dass ich hier Menschen gefunden habe, die mir geholfen haben, wieder auf die Beine zu kommen.

                              …noch einen Blick auf das Dach der Welt: der Himalaya

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Kommentare

Anne und Ulla
Vor einem Jahr

Schade, dass die z.T. notwendigen Veränderungen auch eine Wende zum Verlust mit sich bringt. Vielleicht / hoffentlich ist es für Nepal nur eine begrenzte Findungsphase und die Bezeichnung "Dach der Welt" für den Himalaya behält auch im tieferen Sinne seine Gültigkeit.