Simbai-Valley -Wie Jungen zu Männern werden

Veröffentlicht am 29. September 2023 um 08:38

Die Initiation von Jungen zu Männern führte uns ins  Simbai-Valley, mitten in den Highlands von Papua-Neuguinea, ohne Strassen und Wege, nur mit dem Flugzeug zu erreichen...

Aber zuerst besuchten wir erstmal noch  weiteres Tribes auf dem Weg nach Mount Hagen , die Skelettenman und die Mudman...beide Tribes zeigen den Besuchen jeweils ihre Geschichte in einer Theaterinszenierung.

Skeletten-Tribe

 

Die Skelettenman haben das schon soweit perfektioniert, dass sie mittlerweile auch Zimmer in einem sehr schönen Homestay ... wie schon im vorherigen Kapitel beschreiben...anbieten. Die Kultur wird hier zur Einnahmequelle auf einem den Tribes angemessene Weise und das Geld wird direkt verdient. Diese Art des Kultur weitergabe und damit des Erhaltes ist eine Zukunft. Ich werde demnächst in Neuseeland auf die Kultur der Maori treffen, ich glaube sie haben da einen sehr guten Weg gefunden.

Die Mudman .. die Männer aus dem Schlamm

Ebenso machen es die Mudman und hier gab es sogar zwei Aufführungen. Die eine war die Darstellung, wie die Mudman sich gegen Eindringlinge schützten, die andere, wie die Mudman, die aus dem Kampf zurückkehrten ihre Frauen zum Sex riefen, um die im Kampf verlorenen Krieger durch neue Kinder zu ersetzen, By the way, Sex findet hier niemals im häuslichen Umfeld statt.

Das Verhältnis zum Sex ist hier scheinbar ein rein funktionales, es gilt der Reproduktion. Heute gibt es natürlich immer mehr Liebesheiraten...da wird es sicher anders sein, aber...sicher auch Konfliktbeladenen, wenn die lte Tradition auf die jungen Ideen prallt: wie überall.

hier jedenfalls ging es sehr ungeniert zu: Der Tanz heißt Moko-Moko Tanz und die Bilder sprechen wohl für sich. Wir hatten viel, sehr viel Spaß....vor allem als meine Maskensammelleidenschaft mich dazu trieb, den chef zu fragen, ob es mir diese Tanz-Maske verkaufen würde? Und so ist sie nun bereits in Deutschland und wartet dort auf meine Rückkehr.

Seither wurde ich gern in der Gruppe mit dem Moko-Mokoruf und der Warnung, dass nun die Männer Schlange stehen, aufgezogen...wir hatten viel Spaß damit!

Das Simbai-Valley

 

 

Ja, dann kam das eigentlich wirkliche Erlebnis: wir flogen mit einer kleinen Maschine ins Simbai-Valley, dass sonst nur zu Fuß erreichbar ist und durften zusammen mit 20 weiteren Touristen bei der Initiation von 8 Jungen und Männern dabei sein, nebst allen dazugehörigen Ritualen und Zeremonien, die jährlich stattfinden und ein wesentlicher Bestandteil des Clan- und Tribeerhaltes sind. Aus der Luft konnten wir im Anflug schon die Festwiese und Spirithäuser sehen, wo sich in den nächsten 3 Tagen alles abspielen sollte.

Die Bewohner des Tals haben vor einigen Jahren das Haus des Regierungsbeamten abgefackelt und ihn vertrieben und verwalten sich seither selber. Keine leichte Aufgabe, denn die Regierung boykottiert diese Selbstständigkeit wo sie kann. Es gibt 9 Bürgermeister und 25000 Bewohner, eine große Schule, die im kommenden Jahr um ein College erweitert werden soll und eine Kirche, klar, warum sollten auch die Missionare hier Halt gemacht haben!

Hunderte von Dorfbewohnern holten uns  am Flughafen ab und begleiteten uns mit Trommeln und Gesang bis zu unserem Ökohomestay. Platz für 30 Leute, also schon eher ein kleines Hotel …toll gemacht, alles aus Bambus und während für die Touristen im lokalen Stil gebaut wird, ersetzen die Lokals auch hier allmählich die Dächer mit Blech, die Häuser mit Leichtbauwänden und Beton. Wir mussten ordentlich ansteigen, aber dann lag das ganze Tal vor uns, ein traumhafter Anblick und oberhalb befand sich der Festplatz mit den Spirit Gebäuden.

 Dort saßen bereits seit 4 Tagen die Männer und Jungen mit ihren Lehrern in einer „ Gebärmutter“ ein großer Raum aus Bambus, der mit den Räumen für die Angehörigen Familien unter einem Dach ein Ensembel bildet. Hier gab es nicht ( mehr?) das wertvolle Spitithaus mit Schnitzereien, hier wurden die Männer sozusagen aus der Gebärmutter ausgespuckt (zumindest im Jahr zuvor, das erste Jahr an dem Touristen teilnehmen durften, brachen sie noch durch die Wände ins Freie).

Es gab einen lokalen Kulturbeauftragten, der alles managte und uns durch das Kalam Festival führte. Wir bekamen ein Scedule, es begann am Abend mit dem Spaziergang durchs Dorf, wieder eine Garten Eden…
In der Nacht trommelten, tanzten und sangen nur die Frauen bis in der Früh um sechs….um 9.00 ging es weiter.

 

Unser Reiseleiter Jan schrieb uns den Stundenplan auf...stramm...ohne Pause...eine emotionale Hauptwäsche, die mich zumindest durchwirbelte zwischen spannend, begeisternd, bewegend, interressant, lehrreich  bis zu abwehrend, unerträglich und letzendlich auch ermüdend.

Vor der "Gebärmutter tanzen jede Nacht die Mütter, solange, bis die Jungen als Männer "wiedergeboren wurden. In unserem Fall 5 Tage

Es beginnt große Fest der letzten 2 Initiationstage, an denen wir anwesend waren, beginnt am nächsten morgen mit...Pig killing!  ...Schlachtfest

Das Schwein ist ein wertvolles Tier hier, und in der Zeremonie werden Schweine erschlagen, geschlachtet und in einem Erdofen von den Initiationsfamilien zubereitet. Das Killing von 18 Schweinen gleichzeitig war wirklich kein schönes Erlebnis, aber faszinierend war, wie sie die Schweine brachten, streichelten, ihnen gut zuredeten und diese vollkommen ruhig dalagen. Die Schweine haben ihre Bezugsperson vom 1. Tag ihres Lebens an, gehen in die Wälder zum Fressen und kehren immer wieder in ihren Stall zurück. Und die Menschen lieben und achten ihre Tiere. Dise ahnten dann auch nichts, waren wirklich ganz im Vertrauen mit Ihrer Bezugsperson unterwegs zum Festplatz. Jeder Stock ein Schwein, das daran angebunden wurde. 18 Schweine an diesem Tag hir auf dem Platz, 7 Weitere ausserhalb. Ein letzes Kraulen und dann sauste die Keule auf sie nieder…2-3-mal manchmal. Das das nicht lautlos von statten geht, das muss ich nicht erklären...

Und sofort ging es geschäftig weiter. Abbrennen der Borsten, zerlegen und den Erdofen bestücken. Die Feuer für die Erhitzung der Erdofensteine brannten den ganzen Tag. 

Es roch den ganzen Tag nach Piniennadeln und andern Kräutern, die nur für diese Schweinezubereitung an einem secret place im Wald gezogen werden und zusammen mit den Schweineteilen in den mit heißen Steinen und Bananenblättern ausgelegten Erdlöchern gegart wurden. Das dauert den ganzen Tag und ist schwere Arbeit für die Frauen der Familie. Die Männer helfen auch schon mal. Diese Sitte fand ich auch auf den Fischis wieder…ein Lovo für ein abendliches Essen der Touristen am Strand....nur hier fehlt natürlich das Killing!

 

Uns wurde dann am Nachmittag nach so manches Handwerk am Rande gezeigt….u.a. mit dem Bogen oder der Zwille schießen, wie der traditionelle Kopfschmuck aus hunderten von Käferköpfen zusammengesetzt wird, wie die Bindung zwischen Ferkel und Bezugsperson aufgebaut wird und wie man einen Bilum herstellt. Was ist nun ein Bilum eigentlich? Der Bilum ist die traditionelle Tasche, die alle, wirklich alle Papua-Neuguinesen tragen, als Schulter-Kopf oder-Handtasche. Sie wird geflochten aus Baumfasern oder aus Wolle, je nach Örtlichkeit. Kurkuma, Indigo oder Paprika sind die Färbemittel des Zwirns. Ich habe 4 gekauft, alle verschieden, groß und klein und ist das Praktischste, was ich je kennen gelernt habe.

Am Abend gab´s dann etwas Schweinfleisch und wieder das Trommeln, Singen und Tanzen der Frauen, die den ganzen Tag hart gearbeitet hatten, begann erneut bis zum frühen morgen. Abends wurden auch die Köpfe gegart, die dann zeremoniell gemeinsam im Clan gegessen wurden.

Viele Bewohner des Tales kreisten die Tanzenden und Singenden ein waren begeisterte Zuschauer, es ist ein Fest des Tales….morgen werden die Initiierten „neu geboren“. Unten aus dem Tal schallte  derweil die Musik des Fundraisings für das Blutgeld des ermordeten jungen Mannes aus Madang  an unsere Ohren.
Ich bleibe bis 24.00 mit Andrea , wir sind noch die einzigen Touristen hier oben zwischen all den Locals. Wir werden in eine Familie integriert, wir sind sicher, man passt gut auf uns auf!

Eine Russin mußte dann ganz besonders auf sich aufmerksam machen

Die Schweine sind dann auch, wie der Kina, das Muschel- oder Bankgeld, Bestandteil der Brautgeldpreisverhandlungen am 2. Tag. Ein kompliziertes System… es wird ein verhandeltes Brautgeld immer wieder an die Mutter der „Braut“, auch wenn sie schon lange Frau und Mutter ist, gezahlt, wenn der nächste Schritt für den Familienerhalt getan ist……Hochzeit…..Geburt eines Sohns…..Initiation eines Sohnes, der in diesem Moment berechtigt ist, eine eigene Familie zu gründen. Das Brautgeld geht immer an die Mutter der Frau, also Schwiegermutter/ Großmutter. Hier wird der Wert der gebärenden Frauen aufgewogen, sie hat den jeweiligen Sohn geboren und erzogen. Bewertet wird u.a. auch die Bildung.

Und dann kommt der große Augenblick, die „Graduierten“ brechen aus der Gebärmutter aus, bei uns gingen sie nunmehr gesittet durch eine Öffnung (auch wieder ein Stück Verlust von Tradition) und werden begleitet von Tänzen und Gesängen. Die Kleinen werden gestützt, ihnen ist die Woche ohne Essen und Trinken, das Durchstoßen der Nasenscheidewand und das Tragen des enormen Kopfschmuckes anzusehen. Sie können sich kaum auf den Beinen halten, die Augen sind müde, gesenkt, es ist wohl kein so energetisierender Moment. Allein müssen sie dann über einen schmalen Steg auf das Dach der „Spiritensembels“ steigen und dort auf der wackeligen Konstruktion fest stehen…da knickt schon mal das eine oder andere Bein ein…die Älteren, die sich erst jetzt der Initiation unterzogen haben, weil ihre Familien erst jetzt den Brautpreis zahlen konnten, haben es leichter, sie sind stärker.

Das Schlachtfest und die  Brautverhandlungen sind vorbei....jetzt wird gefeiert...

Die Initiatonsfamilien ziehen sich in die Ihnen zugewiesenen Hütten zurück, essen rituell Schweineköpfe, während draußen aus allen Himmelrichtungen des Tales Gruppen des Kalam-Tribes kommen, Männer wie Frauen und eine lokales Sing (ein Sing-Sing ist es wohl erst, wenn min. 2 verschiedene Tribes teilnehmen) abzuhalten. Der Festplatz füllt sich mit bemalten und in den, den Kalam eigenen Farben, dekorierten Männern und Frauen , grün in der Regel, wie die Käferköpfe auf den Hüten. Ein Clan schert aus, will bunt sein, herrliche Farben, viele platte Paradies- und Kingfischer im Kopfschmuck … ein buntes , fröhliches, lebendiges Fest.

 

Mittlerweile kennt man den ein oder anderen, schnackt hier, begrüßt da, wird von betelnussroten Mündern angestrahlt. Die Frauen von gestern, die mir gezeigt haben wie man Blutkuchen herstellt, sind heute die Tanzenden einer Dorfgruppe.

 ... alle sind müde...alle. Es war anstrengend, für uns, aber vor allem für die Akteure...die tagelang immer nur in Aktion waren...alle sind müde...es war berauschend aber jetzt erstmal die totale Reizüberflutung...Es war großartig aber jrtzt PAUSE, unbedingt PAUSE!

Und dann ist es vorbei, noch eine Nacht…ohne Trommeln und Gesang im schönen Homestay und am nächsten Morgen schlendere ich schon um 7.00 mit Andrea den 3 Km langen Weg zum Flughafen, der Graspiste.  Die Sonne steht schnell hoch, so nah am Äquator, der Morgentau verdunstet über den Feldern, malerisch. Hohe, alte Bäume spenden Schatten, ein Coffeeshop am Weges-Rand, Menschen wachen auf und beginnen den Tag. Auf dem breiten Weg aus festgestampften roter Erde, gesäumt von gepflegten Hütten und Gärten begegnen uns Viele, wir erkennen uns wieder vom Fest, manche haben noch Reste von Farbe im Gesicht, „good morning“ allen Ortes, wir werden freundlich verabschiedet. Begleitet werden wir die ganze Zeit von einem Securityman vom Homestay. Beschützt er uns oder leitet er uns? Es ist wohl beides. Ich fühle mich absolut sicher.

Wenn ich ehrlich bin ....ich hatte jetzt wirklich genug von Folklore und freute mich über diesen herrlichen Spaziergang am frühen Morgen, die Nebel stiegen der Sonne entgegen, der Tau machte alles frisch und in der Stille hörte man Vögel, deren  Gesang mir vollkommen unbekannt war...ich war in der Normalität Papua- Neuguineas

Mit dem Flugzeug geht es dann wieder in die Zivilisation über Mt. Hagen nach Port Morseby…Papua-Neuguinee-Time…Verspätung!  Warten...Warten...Warten...das muß man können, wenn man in dieses Land reist.

Die Versorgung ist schwierig, da die Straße durch die Regierung nicht mehr gepflegt wird. Alles wird eingeflogen und das Geld von den Touristen spielt dabei eine erhebliche Rolle. Dafür werden Güter in Mt. Hagen gekauft und immer wenn ein Flugzeug Touristen ausfliegt, wird es vorher bis an den Rand mit Lebensmitteln beladen.

Meine Gruppe flog am nächsten Morgen von Port Morseby nach Hause, ich hatte noch einen Tag und laieß mich im First-Class-Hotel, im Stanleys, im SPA verwöhnen.

Ach ja, und natürlich habe ich Masken gefunden, gleich mehrere…die reisen mit Andrea und Jan schon mal nach Deutschland, ich reise weiter…auf die Fidschis und erhole mich.

Doch vorher stellt mich die Einreise nach Australien...ein Stop-over, noch vor eine wirkliche Zerreißprobe: Erholung will erarbeitet sein!

Denn ich hatte  das, was keiner will...mein Australienvisum war nicht auffindbar in den Weiten des WEB...ohne Visum kein Flug. Eine neue Beantragung per E-Visa bedeutete Simkarte kaufen, um online zu sein und Antrag stellen und bezahlen ... aber ... da mein Pass ja schon ein Visum hatte, konnte ich keines mehr beantragen.

Das begriff ich nach 1.5 Stunden Versuch. Dem Himmel sei Dank, ich erinnerte mich: ich habe einen 2. Paß...uns so packte ich auf dem Boden im Flughafen alles aus, um an den 2. Pass zu kommen...und dann ging's ganz fix. Nach 2 Stunden konnte ich einchecken. Gott sei dank hatte mir eine Eingebung am morgen gesagt: fahr früh und ich war 3 Stunden vor Abflug da. Nun ging es  los...aber mir zitterten noch lange alle Nerven und Glieder. So was braucht kein Mensch...Ausdruck nützt dir da nix...Alles online: ich will wieder eine Schreibmaschine😫

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