Ich könnte nun nahtlos zu der Erzählung meiner beiden letzten großen Reisen, durch Bhutan und den Oman übergehen, von hier aus, dem Schiff der Silver Sea Cruises. In der 1. Aprilwoche dieses Jahres.
Aber da fehlt dann etwas, etwas ganz Entscheidendes, das ich den Lesern und Leserinnen nicht vorenthalten möchte.
Eine Bewegtheit, ausgelöst in der Steinwüste von Mussandam...
Viele Abschiede und viel Neubeginn habe ich auf dieser Reise erlebt. Immer wieder ließ ich mich ein, mit Haut und Haaren, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes, meistens emotional oder auf immer weiterführenden Wegen in Kulturen und menschlichen Begegnungen. Immer wieder folgte dem Abschied von Menschen, Ländern, Landschaften neue Eindrücke, die ich alle mit offenen Armen annahm.
Und dann kam mein Aufenthalt in Mussamdam, die nördliche Enklave vom Oman, gleich rechts neben Dubai.Ich werde diese Gegend noch beschreiben, jetzt nur so viel: einen unwirtlicheren, kargen Ort habe ich kaum erlebt. Ich fuhr auf einem Schiff rund um die Inseln, kein Baum, kein Strauch, erbarmungslose Sonne, Wind der scharf den Kopf erfasste, steile trockene Felsen und das endlos blaue Meer. Und hier leben Menschen und sie lieben ihr Land.
…und da begann ich zu weinen und konnte nicht mehr aufhören. Meine Mitreisenden waren wohl recht irritiert, aber ich weinte beim Anblick der Landschaft, ich weinte, wenn mich die Wellen auf dem Boot schaukelten, ich hatte feuchte Augen beim Essen, ich konnte beim Abschied kaum sprechen…ich weinte…ja worum eigentlich?
Auf der Fahrt zum Flughafen, auf dem Flug, in Athen und nicht zuletzt jetzt auf der Silver Spirt, ich weine immer noch oft, in Momenten des Innehaltens weine ich mich leer und still, genügt ein Lied oder ein Sonnenstrahl.
Diesem Weinen auf die Spur zu kommen, jetzt hier, auf dem Schiff und damit zum Ende von dieser Reise zu kommen …. in der ich zu Anderen in ihre Welt reiste und davon unendlich viel mitnehmen durfte, in der ich so vielen Menschen und Kulturen begegnete...und vielen sehr, sehr netten, freundlichen und spannenden Mitreisenden! Sicher, da gab es auch schreckliche und belastende Momente mit Mitreisenden oder Bemerkungen wie: so viele Eindrücke kann man nicht verarbeiten...oder...jetzt durchs Mittelmeerfahren, da sind doch all die Flüchtlinge...also Neid und moralische Mißgunst.
Doch das positive Gefühl überwiegt bei Weitem, das Andere gehört dazu...
… wie noch gestern in einem griechisch-orthodoxen-Gotteshaus bei Weihrauch und Kerzen…mit einer alten Griechin …wir erzählten uns, wie es hier auf Mykonos vor 45 Jahren war, als ich zum ersten Mal auf diese Insel kam...was für eine schöne Begegnung.
So viele Landschaften durfte ich erfassen , so viele Einblick in so viele Arten zu leben konnte ich kennenlernen, vor allem die Bewältigungs-strategien in mehr als widrigen Lebensumständen, was mir höchsten Respekt und Hochachtung abforderte und meinen Blick auf die Welt nochmal sehr nachgeschärft hat.
Zusammenhänge erkennen, nicht so platt daherreden, was man mal irgendwo gehört hat, Meinung erarbeiten, sich immer wieder in Frage stellen und nicht zufrieden sein mit nur einer Antwort…die Welt verstehen und nicht beurteilen und verurteilen zu wollen…all das füllt mich an und bewegt mich.
... und wieder rollen mir die Tränen und wird die Kehle eng während ich diese Bilder hochlade und dabei immer wieder durch die Länder reise.
…diesem Weinen auf die Spur zu kommen ... wie mein Bruder sagt, zu verstehen, was in mir angerührt wurde, was mich so weich, offen, verletzlich und berührt und berührbar macht…unter diesem Eindruck, unter diesem Aufspüren stehen nun die Beschreibungen der letzten beiden Länder. Vielleicht finde ich an deren Ende die Antwort, denn ich weiß ja seit meiner ersten Begegnung mit Frau Dr. Triebel, meiner Psychoanalytikerin nach meinem seelischen Zusammenbruch Anfang der 1980 iger Jahre, also vor über 45 Jahren, dass Tränen ein Geschenk sein können, weisen sie dir doch den Weg in dein Innerstes.
Und Geschenke, die nehm ich doch gern!
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