Nepal – dem Himmel so nah?

Veröffentlicht am 14. Mai 2023 um 12:55

Hatte ich noch in Begnas die Beschaulichkeit genossen, landet ich nun äußerst unsanft in der nepalesischen Wirklichkeit, Aus der Traum von Stille, die Stadt brüllte.Und so waren meine ersten Tage in Kathmandu erstmal ein helles Erwachen.

Ich hoffte auf unsere Rundreise durch das Land: Bandipur, ein Dorf hoch in den Bergen, Astham ein Aussichtshotel auf den Himalaya, Pohkara am See mit direktem Blick auf den Annapurna, Nanzen, eine Stadt in die Berge geklebt, Lumbine, der Gebutsort Buddhas, Chitwan, der Nationalpark an der indishen Grenze, Dhulikhel, Paten und Bhaktapur im Kathmandutal, alte Stadt, die die UNESO schützt.

Doch zuvor gab es noch Programm mit meiner Reisegruppe und meine Grenzen, ja meine Selbstüberschätzung, zu glauben, dass ich mit einer angedätschten Hüfte mal so eben Nepal erkunden könne, fielen mir aber ganz heftig auf die Füße.

Es fing an mit dem Swayambhunath Tempelkomplex der allen Lebewesen gewidmet ist, dem sogenannten Affentempel. Er wurde von den Hippies in den 70iger Jahren so genannt, weil dort im Wesentlichen Makaken leben. Sie stören sich weder an den Gläubigen noch an den Hippies, egal in welchem Aggregatzustand diese sich damals gerade befanden, noch an den Massen an Gläubigen und Touristen, die heute diesen Tempel fluten. Man mußte 365 Stufen überwinden, eine Unmöglichkeit für mich.

Nepal das Land der tausend Stufen

 

Und so ging es die ganze Tour weiter. Treppen zum Kloster, Treppen in den Bergen, Treppen ins Nirwana. Berge, Steilhänge und aufgerissene Strassen in Astam, wo uns eigentlich das Panorama des Himalaya erwarten sollte, doch der Klimawandel machte uns einen Strich durch die Rechnung….Wolken, täglich Wolken, egal wo wir auch waren und wo wir hätten die ganz Großen sehen sollen….Wolken so weit das Auge blickte. Wie gut, dass ich schon Wochen zuvor in Begnas soviele Gletscher gesehen hatte.

Wie man sieht, sieht man nichts in der Ferne...aber im Detail sieht man Nepal

In Bandipur einem zauberhaften Dorf in den Bergen mit Gassen und Zentralmagistrale ohne Autos und Motorräder, belegt mit heimischen Steinplatten, gesäumt von orttypischen restaurierten Häusern mit alten holzgeschnitzten Fenster, aus denen am Morgen die Frauen ihre Köpfe steckten und einen Plausch zu andern Seite hielten, hatte ich es satt Zaungast zu sein. Ich bekam die Chance mit einem Einheimischen auf dem Motorrad (Sünde, ich weiss!) 4 Stunden durch die Berge zu fahren. Ein tolles Erlebnis. Fast Offroad, manchmal triggi beim Sand in den Kurven, aber ein wunderbares Abenteuer.

Immer höher schraubten wir uns hinauf bis zu dem Dorf Ramkot, dass ausschließlich von Bauern bewohnt wird. Welche Mühen ein Leben hier oben bedeutet, dass kann ich nur erahnen. Die Abwanderung der Jungen in leichtere Gebiete und der Alkoholkonsum sind ein sehr deutliches Zeichen des gesellschaftlichen Wandels. Landflucht! Und so bleiben wie auch bei uns, die Alten, die nicht Gebildeten, die Menschen mit Behinderungen zurück, nur noch wenige stabilisierende Kräfte halten das Gleichgewicht von Geben und Nehmen unter den Generationen mühsam aufrecht.

Berge  …. Berge überall. Während die Gruppe immer wieder die Natur an den Orten erwanderten, die wir im Laufe der Rundreise besuchten und dadurch einen ganz anderen Eindruck vom Land bekamen, fuhr ich im Bus begleitend mit oder blieb im Ort.  So auch in Astam, hoch oben mit einem Blick auf die ganz Großen...

Von einem Ort zum anderen fuhren wir über unsägliche Straßen in Construction durch Staub und Hitze (ihr erinnert euch: mein Anfang), Alles wird offenbar in Nepal zu selben Zeit aufgerissen, Schneisen liegt nackt und der Staub bei Hitze oder der Schlamm bei Regen sorgen für ein Fahrerlebnis, dass niemand wirklich will und braucht: alle Dörfer entlang der Straßen waren Staubdörfer, die Flüsse hatten staubig Ufer, die Bäume waren vor Staub ergraut.

 

Die Geburtsstätte Buddhas in Lumbini bei 42 Grad zu erleben war nicht so furchtbar entspannend, aber der riesige Bodhibaum, der von Jahrhunderten Zeugnis ablegte und die unter ihm versammelten Mönche machten das wieder wett. Das hatte was Heiliges, was Unendliches, was Größeres als das kleine Dasein eines Menschen.

Weiter ging`s über die Holper-Polterstraßen in den größten Nationalpark Nepals, Chitwan. Hier sollte es Tiger geben. Die hörten wir, gesehen haben wir Nashörner, bellende Hirsche, ein irrer Ton, wenn die in Panik wirklich bellen, Languren mit ihrem schönen weißen Haar und so manches Kleingetier. Ich habe die Fahrt mit dem Jeep genossen, der Fahrtwind, den Dschungel, das Übersetzen über den von Krokodilen ( die hier unter der Verschmutzung leiden und in den Netzten der Fischer krepieren) bewohnten großen, breiten, türkis schimmernden Fluss, selbst der Buschbrand, der neues Leben schenkt, waren Erlebnisse, die ich nicht missen möchte.

Ich besuchte noch einige schöne Ort rund um Kathmandu, auch  in den Bergen. Im kleinen Städtchen Kritipur erlebte ich zum erstmals so etwas wie urbane Ruhe. Mag es an den schmalen Gassen liegen oder weil es Samstag war, der nepalesische Sonntag, ich genoss diese Atmosphäre von Leben ohne Technikabfall. Die Gassen gesäumt von alten oder wiederaufgebauten Häusern im alter Bauweise nach dem Erdbeben, öffneten sich immer wieder zu Innenhöfen, kleinen Plätzen. Meist Frauen tratschten, arbeiten gemeinsamen, chillten in den wunderschönen „Rastplätzen“, überdachte für die Öffentlichkeit zugängliche Verranden mit Holzböden. Früher durften hier die Handelsreisenden übernachten, heute sitzen die Einheimischen hier und klönen, spielen, dösen. Diese kommunikative Bauweise finde ich bemerkenswert, man hat den Eindruck, dass sich hier die Menschen begegnen und einander kennen … ein Anblick der in unseren Außenräumen immer seltener wird. Sind unsere Plätze einladend, sind sie belebt, sind sie angenommen und gewollt?

Hier spielte sich Leben ab und beim Verweilen konnte ich so viel erfahren über den Umgang der Menschen untereinander und die Gastfreundschaft der Nepalis… Tee, rituelles Essen, immer ein interessiertes Nachfragen, immer das freundliches Antworten, wenn man ein Namaste in die Runde warf… was sich hinter den Türen und im Privaten abspielt … dafür war ich nicht lange genug hier.

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Kommentare

Nadine Andresen
Vor einem Jahr

Moin aus dem hohen Norden. Ich bin ganz begeistert von den vielen Eindrücken, die Sie so authentisch schildern und den tollen Bildern und ich ziehe meinen Hut, dass kein Hindernis zuhoch für Sie war, diese Reise anzutreten. Ich freue mich, Sie weiter aus der Ferne begleiten zu dürfen. Bleiben Sie gesund un munter.

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