Papua Neuguinea - expect the unexpected

Veröffentlicht am 22. September 2023 um 23:02

Sachte schaukelnd werde ich wach. So muss es sich anfühlen, wenn man in einer Wiege liegt. Es fällt mir nicht gleich ein, wo ich bin, in Papua-Neuguinea oder auf den Fidschi Inseln?

Ach ja, jetzt bin Ich  auf der Fidschi Princess, auf dem kleinen Kreuzfahrtschiff,  ...aber,  so schön es hier ist, kaum schlage ich die Augen auf oder halte sie vielleicht bewusst noch geschlossen am frühen Morgen oder am Nachmittag auf der Liege im Schatten auf dem 3. Deck, ich bin noch in Papua-Neuguinea (PNG).

Ich sehe den Kopfschmuck aus ganzen gequetschten und getrockneten Paradiesvögeln, ich höre die Trommeln und Gesänge, ich spüre das Zittern der Erde unter mir, als sich die Tänzer mit stampfenden, ja marschierenden Schritten in Bewegung setzen, geradewegs auf uns zu, den Pfeil direkt auf uns gerichtet, in schnellem Schritt. Bevor wir zurückweichen können, biegen sie ab, ernste, bisweilen leise grinsende Gesichter, volle Konzentration. Die Bemalung ist furchterregend, bunt und ausdrucksstark…ich bin von dieser ersten Begegnung mit den Tänzern und Tänzerinnen, ihren Gesängen, den Trommeln und Lauten, der Farbenübermacht und –Vielfalt bei gleichzeitiger Uniformität der jeweiligen Gruppe, so überwältigt, dass mir die Tränen kommen.

 

Wir sind in Enga, der Provinz, vor dessen Besuch wegen der Tribeunruhen vom Auswärtigen Amt gewarnt wird. Hier oben ist es kalt und regnerisch, aber die Trommeln und Laute sind so auffordernd, dass niemand von unserer kleinen Gruppe (11 Leute) an Matsch oder nasse Füße denkt.

Wir wollen endlich ankommen...

Kleiner Reisegruppenexkurs

…das Ankommen war schwierig. Der Flug nach PNG wurde gecancelte, wir hingen in Singapur fest. Dank meines fitten Reiseagenten, Herrn Kotzurek, war ich die Einzige in der Gruppe, die 4 Stunden später ein Ticket für die nächste Maschine hatte, eine Boardingkarte und eingecheckt war, ich hatte nicht über die Agentur gebucht. Der Reiseveranstalter der restlichen 10  rührte sich nicht, wartete lieber auf eine Anweisung der Fluggesellschaft und so hatten alle anderen eine recht unruhige Nacht in dem Hotel, in dem wir von der Air Nuigini eingebucht worden waren.

Erst eine im Internet fitte Mitreisende kam dann am kommenden Morgen auf den Trichter online neu ein zu checken und dann starteten wir so früh wie möglich mit  dem Reiseleiter  im Eiltempo zum Flughafen durch, so dass wir in der Frontlinie standen und als Erste die Boardkarten bekamen….wir waren dabei…denn der Flug war, klar wenn einer ausfällt…überbucht.

Dennoch lagen die Nerven blank, was eigentlich bei einer ähnlichen Soforthilfe wie durch mein GBFR-Büro gar nicht nötig gewesen wäre. Leider gingen die Buchungspannen in PNG noch weiter und der Stress endete erst, als wir am 1. Tag in der Inlandsmaschine nach Mt. Hagen saßen. Da allerdings waren so manche Weichen schon gestellt und die  Fahrspuren festgelegt, was das Miteinander anging…schade…hätte nicht sein müssen. Unser Reiseleiter war zwar reiseerfahren, hatte aber Mühe Unstimmigkeiten, die in einem solchen Anfangsstress schnell passieren, zu klären und damit fuhr sich die Karre fest.

Ich habe in dieser Zeit immer mehr gelernt, dass ich mich um  Persönlichkeiten nicht scheren muß wie  z. b. Beamtenköpfe, deren Inkarnation von nicht Erreichtem im Leben ich anscheinend war oder um Besserwisserinnen aus den neuen bundesländern, die sich immer noch im Benachteiligtenprogramm wähnen und überall und immer die Erste und das Beste wollen, auch wenn sie ihre Projektionen wie Angelhaken in meinen Mantel schlagen. Da ist wieder gefordert, was ich im Vipassana lernte und noch weiter lernen solle: observe, observe, observe...und nicht reagieren, dann hört das auf.

Das ist mir mal besser und mal schlechter gelungen…aber dank einer Verbündeten und anderer freundlicher, netter Mit-Abenteurer, haben diese Sandkörner der Reise keinen Abbruch tun können.

Ja…und es war wohl eine Reise meines Lebens, die ich niemals vergessen werde.

 

nicht selten war ich ohne Worte - staunend - berührt - fasziniert

Eine Reise in eine andere Welt, die aber schon lange keine andere Welt mehr war, aber die uns diese Seite fast ausschließlich zeigte. Das begriff ich erst beim 2 oder 3 Dorfbesuch, dass wir Folklore sahen, dass die Hersteller von T-Shirts, Jeans und Bademänteln auch hier längst etabliert waren (spätestens nach dem 2. Weltkrieg) und  die Rituale und Outfits für uns vorgeführt wurden… aber…mit dem großen Unterschied zu den folkloristischen Vorführungen in unseren Breiten oder auch auf den Fidschis …sie werden gezeigt, aber sie werden auch immer noch im Rahmen der Zeremonien und Rituale in den Dörfern und Landstrichen, wenn es Zeit für diese Rituale ist, innerhalb der Tribes ( Stämme) mit ihren verschiedenen Clans (Familien) gefeiert...wenn auch nicht unbedingt in der althergebrachten Ausführung der Kleider.

Exkurs Fidschi

Auf den Fidschis tanzen sie auf den Schiffen, am Strand, in Restaurant für die Touristen, im Alltag aber verlieren die Traditionen immer mehr an Bedeutung. Das ist traurig, denn erlebt man die FidschianerInnen, wenn sie singen, dann ist das eine emotionale Gewaltigkeit und Begeisterung, ein Temperament, das seinesgleichen sucht.

Und so ist es  in PNG, es ist ur- gewaltig und noch ist die Tradition der Rituale wie z.B. die Initiation männlichen Stammesmitglieder zu heirats- und damit zu familienerhaltenden Mitgliedern des Stammes, fester Bestandteil des Lebens.

 

Sicher, die Tänze und der Aufmarsch in Bemalung und Dekorationen, der früher kriegerische Handlungen ankündigte, hat seine Bedeutung verloren, gibt es doch heute keine Tribekämpfe wie früher mehr, nicht in diesem Outfit.

Aber man darf sich nicht täuschen lassen. Die Tribes reagieren immer noch empfindlich, wenn ihre Land-Grenze überschritten, ihre Ehre verletzt oder ein Mitglied getötet wird. Früher ein Anlass, den Eindringling nebst Clan einen Kopf kürzer zu machen. Dann gab es „Krieg“, d.h. 2 Tribes brachten sich schon mal gegenseitig um. Heute passieren immer noch Rachemorde oder es kommt zu aufgepeitschten Auseinandersetzungen wie z.b. in der Region Enga, in der sich vor unserer Anreise (angeblich) über hundert Männer in einer Auseinandersetzung gegenseitig töteten…den auslösenden Anlass konnten wir nicht erfahren.

Der Stress um die Triebegrenzen war auch jahrhundertelang der Grund, dass die Papua-Neuguinesen ihr Land und ihr Dorf nie verließen, denn das bedeutete, man musste fremdes Land anderer Tribes überschreiten. Und so blieben die über 800 Tribes mit ihren über 800 Sprachen (PNG ist das Land mit den meisten Sprachen auf der Erde) unter sich.

 

Um aber dem Land die Chance zu geben, ein Land zu werden, dass sich in der Welt behaupten kann, es zu einen, mussten diese Grenzen, zumindest die Übergangsrechte, aufgeweicht werden. Und so regten 1957 die Australier mit der Unabhängigkeit von PNG die jährlichen Sing-Sings an, die anläßlich des Nationalfeiertags seither immer um den 8. September hauptsächlich in Mt. Hagen und in Goroka, beide in den Hihglands gelegen, abgehalten werden. Etwa 120 Stämme präsentieren hier ihre Kriegsoutfits aus alten Zeiten, zeigen ihre Kultur und lernen sich dabei kennen, überschreiten Grenzen.

Ich war 2 Tage auf dem Festival in Goroka und am Ende tanzten nicht selten 3-4-5 verschiedene Gruppen zusammen, machten Musik und hatten wirklich unendlich viel Spaß.

Das Konzept der Australier ging also auf.

Papua - Neuguines wird übrigens oft mit Papua, im westlichen indonesischen Teil der Insel, verwechselt. Manche Indonesier behaupten, auch der östliche Teil, nämlich Papua-Neuguinea sei einst indonesisch gewesen, aber sie irren. Hier wechselten sich Engländer, Deutsche und Australier mit der Besetzung und Verwaltung ab.

Heute ist das Überqueren von Tribeland weitestgehend kein Problem mehr, wenn man sich an die Regeln hält…getötet wird dennoch schnell, mit nichtigen Anlässen. Blutrache und Blutgeld, das dann von dem Dorf des Mörders aufgebracht werden muss für die Familie des Getöteten, sind an der Tagesordnung. Ich erlebte das im Simbai-Valley hautnah mit….Tage- und Nächtelang fand eine Fundraisingparty statt, um Blutgeld für die Familie des getöteten jungen Mannes aus Madang zu sammeln… der Täter stammte aus dem Simbai und so war nicht nur der Clan, nein der ganze Tribe mit 25000 Einwohnern, verantwortlich eine offenbar enorme Summe auf zu bringen, um weiteres Blutvergießen im Rahmen der Blutrache zu verhindern.

Die Tribes, die in den ländlichen abgelegenen Gebieten leben, bewohnen fast ausschließlich noch traditionelle Häuser…ihre Dörfer sind ein Garten Eden, die Gärten strotzen nur so vor Blütenpracht und saftigem Gemüse, die Grasflächen sind mit buchsbaumähnlichen Büschen gesäumt…ich dachte oft an Bauerngärten…die Plätze und Wege gefegt. Erst kam ich nicht drauf, was es war, die Sauberkeit, diese unglaubliche Gepflegtheit, die Stimmigkeit im Zusammenspiel der Häuser, Gärten, Felder und Menschen. Dann fiel es mir buchstäblich wie Plastik von den Augen…es war die totale Abwesenheit von Müll! Keine Petflaschen, kein Papier, keine Kippen, keine Verpackungen!

Das Einzige…Rotzflecken von Betelnussspucke…und davon reichlich. Aber die rote Erde und das Betelnussrot verbinden sich schnell und  es ist kein Müll.

Wenn man in die Städte kommt, nehmen die Häuser mit den Blechdächern zu, tauchen Plattenbauhütten auf, findet sich Müll an Plätzen und Straßenrändern… sterben auch die alten Rituale zunehmend aus.

Diese Wohltat für die Augen, diese Harmonie der Natur…selbst Koch- und Essgeschirr waren aus Ton.

Aber eben nur in den abgelegenen Gebieten, davon gibt es  noch sehr, sehr Viele, denn  Plastik muß bezahlt werden, Ton, Holz, Bambusgeflecht werden selber hergestellt oder im Tausch erworben oder mit Muschelgeld bezahlt. Aber zunehmend kommt auch hier Kina-Papiergeld in Umlauf Bis heute gilt beides gleichwertig, man kann auch Muschelgeld bei der Bank eintauschen.

Früher war Kina das Muschelgeld, eine enorme Muschel aus dem Pazifik, die bearbeitete wird. Neben dem Geld werden auch Halskettenschilde daraus gefertigt, die einen wichtigen mythischen Wert haben.

Ahnenhäuser und Initiation

So sehr es die jungen Leute auch in die Städte zieht, wer als Papua-Neuguineser eben das Geld hat, reist für die wichtigen Rituale nach Hause, an den Ort seiner Geburt zu seinem Tribe, um mit seinem Clan zu zelebriere, was wirklich wichtig ist: der Familienerhalt.

Alles, wirklich alles drehte um den Erhalt des Tribes: um die Verteidigung gegen Feinde, um die Fruchtbarkeit zur Zeugung von Kindern, um den Besitz der Felder und Vieh …und allein die Ahnen und ihre Götter können hier Einfluss nehmen und so sind es die Ahnen und Götter an den eigens für sie errichteten Orten, den Spirithäusern, die angerufen, denen geopfert und denen gehuldigt wird…in den Tänzen mit Trommel und Flötenmusik, in den Ritualen, in den Zeremonien.

 

Bislang konnten das die Missionare offenbar nicht wirklich zerstören. Heute sind fast 80% der Papua-Neuguinesen Christen, vor jedem Ritual wird gebetet, jeden Sonntag ist Kirche und die Missionare rühmen sich, an der Eindämmung der Gewalt im Land einen erheblichen Anteil zu haben…aber die Rituale und Zeremonien bleiben fest verbunden mit den Spirit Häusern, die Ahnenhäuser, in denen der Ahnenkult, die Ehrung und Achtung der altvorderen Männer zelebriert wird.

In der unteren Etage werden die Clantreffen mit dem Tribeoberhaupt, dem ein Stuhl an einem besonders geschnitzten, oft riesigen Stamm, der das Dach stützt, zugeordnet ist. Diesen Platz durften wir weder anschauen noch fotografieren…in den intakten Tribes, d.h. in den Tribes, in denen der Ahnenkult und die Götter, trotz christlicher Kirchenzugehörigkeit, noch eine tragende Rolle spielen.

Begrüßungstanz...wir werden in das Spirithaus geleitet

Dieser Chief-Pfeiler (links) und -Stuhl stehen in einem Spirit-Haus, das kaum mehr als Ahnenhaus bezeichnet werden kann. Deshalb durfte ich ihn fotografieren. Hier wird verkauft, auch in der 2. Etage

 

 

Schnitzer aus dem Dorf...wir fachsimpeln über Carving, speziell  von Masken

Im Obergeschoss der Spirithäuser wird und wurde das wichtigste Rituale vollbracht, die Initiation der jungen Männer. Die Männer/ Jungen verbleiben dort von 1 Woche bis zu 3-4 Wochen ohne Wasser und Nahrung (je nach Länge der Initiation). Währenddessen werden sie von altvorderen Lehrern unterwiesen in  Sitten, Wohlverhalten und Gebräuche. Währenddessen  müssen sie sich der Initiationsprozedur, das kann eine Beschneidung des Penis sein, das Durchstoßen der Nasenscheidewand, um Nasenschmuck zu tragen oder wie bei den Krokodilmenschen das Ritzen der Rückenhaut mit anschließendes Einreibung mit Schlamm, so dass die Wunden aufblühen und stark vernarben, damit einen Krokodilhaut entsteht, unterziehen.

Spirituell sterben die Männer immer bei der Initiation, manche überleben sie tatsächlich nicht, besonders bei den Krokodilmenschen.

 

Nach der Initiation werden die Männer als Neugeborene in die Welt wieder entlassen, indem sie über eine Leiter unter der gebärenden Mutter Erde zwischen ihren Beinen wieder den Erdboden betreten.

Auch bei Frauen gibt es Initiationen, wie Beschneidung der Klitoris, das Einschneiden der Ohrmuschel hinter dem Ohr, um eine Muschelspirale einzulegen oder das Durchbohren der Ohren um große Muschelringe einzulegen. Das alles kennen wir aus Afrika. Die Missionare bemühen sich redlich, diese Dinge abzustellen, scheint es doch unmenschlich…

Unser lokaler Reiseleiter Manu wird seinen Sohn zur Initiation an den Ort seiner Geburt bringen, zu seinem Tribe…das steht außer Frage. Auf meine Frage, ob er das nicht grausam findet, antwortet er: das ist unsere Kultur, wir finden hier unsere Identifikation, unsere Verbundenheit und Stabilität. Niemand würde das ändern wollen.

In der Kolonialzeit haben die weißen Männer sich alles genommen was möglich war und dabei eine unglaubliche Vielfalt zerstört, allen voran die Missionare gefolgt von den Geschäftsleuten. Ich erlebe hier die Folgen vollkommen gedanken- und skupeloser Aneignung durch Kirchen und Konzerne hautnah...

Und leider geht es ungehindert weiter, Großkonzerne beuten die Rohstoffe aus, erwerben Plantagen, verteiben die Einheimischen von ihrem Grund...alles mit Genehmigung der Regierung.

Das ist ja immer schon so gelaufen...schade, dass es sich immer wiederholen muß, wo man doch weiß, dass Entwicklungshilfe heute eher Hilfe zur Selbsthilfe sein sollte...im Tourismus wird das mancherorts auch versucht.

Alte Maske , die bei der Ernte  der Yamwurzel eine zeremonielle Rolle spielte...

Rechts: Tanzmaske

Leider werden die alten Spirithäuser immer mehr zu Kaufhäusern der dörflichen Produkte. Zunehmend wird die  Kultur und das Handwerk  vermarktet, als Folklore, als Kunstmarkt für Masken, Muscheln und Bilums (traumhaft schöne Umhängetaschen) . Solange das im fairen Tourismus funktioniert und das Einkommen daraus im Land und bei den Produzenten bleibt, ist es eine wirkliche Chance…es wäre zu wünschen!

Alltag in Papua-Neuguinea

 

Die jungen Leute wandern in die Städte, die Familie kratzen ihr Geld zusammen, um den Flug zu bezahlen (Port Morseby hat keine Strassenanbindung!) und hoffen, dass der Sohn - zunehmend gehen auch die Mädchen zur Highschool, auf college, in die Stadt) sein Glück macht. Aber wenn es  es keine Arbeit gibt, laufen sie Gefahr zu verelenden und sie werden nur schwer das Geld zusammenbekommen, um wieder nach Hause fliegen zu können.

Das Land verändert sich rasend schnell. Es gibt wenig Erwerbsmöglichkeiten, die ein angemessenes Leben ermöglichen. PNG gehört zu den 20 ärmsten Ländern der Welt, die nicht in Afrika liegen. Für eine Teilhabe müssen sie Geld verdienen, müssen vernetzt sein, brauchen sie z.B. Solarmodule, Baumaterialien, um für den Tourismus, der wesentliches Einkommen bedeutet, ansprechende Unterkünfte bauen zu können oder Computer, Laptops und Handys, damit für die Kinder Chanchengleichheit zu anderen Ländern im Pazificraum besteht.

...mit all dem kommen natürlich auch die Nebenwirkungen der Moderne.

Zunehmende Alkoholverbauch,Gewalt in den Familien, vornehmlich gegen Frauen (Aussage der Nordkirche HH und der Caritas) ...sicher noch vieles mehr...sicher auch Korruption. Ein System, dass ich auch in allen asiatischen Ländern erlebt habe. Jede und Jeder hält die Hand auf, wenn er/sie etwas für dich tut. Am Schlimmsten war das auf Bali.

Für den Tourismus wird viel getan. Es entstehen Homestays und kleine Hotels. Schaut man sich die Häuser der Einheimischen an, wird einem klar, welcher Luxus uns bereits in diesen Homestays geboten wurde. Sie tun alles für Touristen.

Ich habe selten so gut geschlafen und noch nie so viele saubere und tolle Plumpsklos und selten eine solche Gastfreundschaft und Anstrengung, es uns recht zu machen, erlebt. Es wurde eigentlich alles möglich gemacht. Sie brauchen uns. Und das wird das Land verändern, schneller als man gucken kann. 

Auf den Fidschis erklärte mir der Cruisemanager: Wenn die Touristen nicht kommen, können wir nur im Dorf noch fischen gehen… dort ist der Prozess in eine Richtung gegangen, die mehr oder weniger zu einer starken Auflösung der alten Strukturen geführt hat...eingetauscht gegen Plastik, Metall, Beton und den Verlust von Atmosphäre.

Das es anders geht und möglich ist ein hohes Niveau für Touristen zu schaffen, wenn auch einfach, haben uns die "Homestays" der Skelettenman und im Simbai Valley gezeigt...phantastisch!

 

Aber die Armut, vor allem in den Highlands ist so groß, dass Straßen Überfälle an der Tagesordnung sind. Und so wurden auch wir nicht verschont, wobei wir verdammtes Glück hatten.

Meine Reise

Unsere Route führte uns über Enga mit dem Flugzeug in das Sepikgebiet im norden des Landes, ein nur mit dem Boot zugängliches Fluss- und Sumpfgebiet ...vergesst Nobite oder Antibrumm, die kleinen schwarzen Vampire  sitzen hier vor allem im Gras und an den Füßen reihte sich Stich an Stick….zum Verrücktwerden, das Jucken. 3 Tage lebten wir in in einem Homestay.

Das Essen wurde von uns mitgebracht, sie können sich hier gerade mal selber ernähren. Es gab Huhn mit Süßkartoffel und heimischen Spinat, der ein bißchen nach Unkraut schmeckt, mal ein paar Nudeln, und Süßkartoffeln mit Huhn und Huhn mit Süßkartoffeln. Am Morgen Stapel von Pancakes, weil die Gasteltern glaubten, der Westler liebt Pancakes. Zubereitet auf einen winzigen Ofen fast am Boden im Stelzenhaus …alles mit Hingabe gekocht lecker und ausreichend.

...  so liebenswürdige, immer lächelnde Gesichter , immer freundlich...am Strassenrand ein fröhliches Winken und der Ausruf..."look a bus full of tourists!

Freude über Kontakt und die Chance, Geld zu verdienen...

Auf dem Weg dorthin fuhren wir mit einer Bewachung von 1:2 von Wewak im Norden zum Sepik, einem enormen Fluß mit vielen Seitenarmen, stiegen in Einbäume um und flogen mit einem Affenzahn über den Fluss tief in das Gebiet. Denn hier gibt es weder Strassen noch Wege. Selbst der Arzt kommt mit dem Buschflugzeug.

In den kommenden Tagen haben wir 7 Dörfer besucht, eine Schule, viele traditionelle Krieger-Tänze erlebt, Trommeln, Flöten und Gesang erklangen für uns nachts im Feuerschein im Spitithaus.

Und auch haben wir erfahren, dass sie nicht per-seh früher Menschen aßen, sondern eher am Gehirn des Feindes interessiert waren, dieses mischten sie mit Schweinefleich und gaben es den Kindern zu Essen,  damit die Weisheit des Feindes auf die Kinder übergeht....wenn das mal nicht manchmal nach hinten losgegangen ist... .

Bei den Fidschi-Bewohnern gab es das auch. Sie waren in jedem Fall Kanibalen und ein Häuptling rühmte sich 857 Menschen gegessen zu haben…es war Versorgung mit Nahrung. Hier muß ich weiter recherchieren was die Papua-Neuguinesen und ihre Vorliebe für Menschenfleisch angeht.

Die Tänze und Gesänge für die Touristen bieten auch die Chance, dass die Traditionen an die Kinder weiter gegeben werden. Und die hatten richtig Spaß1 und für die anderen Dorfbewohner war es eine willkommene Abwechslung.

Ein Garten Eden, wie in Enga, blühende Gärten, Mengen von Gemüse für die Dorfversorgung, Flüsse so fischreich, dass wir unsere Abendessen um Barsche erweiterten. Tonbrand der traditionellen Gefäße, Maskenschnitzerei, und…leider…auch das Erleben, dass einige Spirit Häuser zu Maskenkaufhäusern wurden, die Wege dorthin gesäumt von den Frauen, die ihre Waren ausbreiteten, nur für 10 Leute, Mengen an Ketten, Armbändern und Bilums …Immer in der Hoffnung, wir kaufen. Und kaum waren wir verschwunden, wurde alles wieder mit Sorgfalt einpackten. Wie auf den Fidschis! Welch eine Mühe und wie hat es mich jedesmal gebeutelt, dass ich doch kaum was kaufen konnte (wie sollte ich das alles schleppen),  sie brauchten das Geld wirklich.

In PNG machen die Arbeit die Frauen…alles…bis auf die Maskenschnitzereien, das Trommeln, das Tanzen und das Palavern im Spirit Haus, das machen die Männer, die den Rest des Tages reden, ruhen und schlafen.

Die Tage waren voll, wir gingen mit den Hühnern ins Bett, es gab ja auch kaum Licht und der Hahn mit seiner Sippe sorgte dafür, dass wir auch mit ihnen aufstanden und uns morgens um 6 an der „Dusche“, ein mit Bambus umfaßtes Viereck mit Vorhang…innen ein Eimer mit Sepikwasser, zusammenfanden, der eine noch mundfaul, die andere schon voll angezogen und mit der Kamera unterwegs, der dritte muffig, die vierte mit Zahnpasta im Mund aber freundlichen Augen …Jugendcamp…und doch so, so viel mehr.

 

Ich liebte die Sonnenaufgänge am Sepik, den blöden Hahn der schon um 5.00 krähte und dann meinten alle anderen, ihm antworten zu müssen, das nochmal Umdrehen auf der Matte, die Pfannkuchenberge zum Frühstück, den Blümchenkaffee, weil sie doch den mitgebrachten Filterkaffee gar nicht kannten.

Täglich brausten wir mit dem Einbaum  zu unseren Ausflügen und nach 3 Tagen ging`s zurück, mit einem Zwischenstopp in einem neue erbauten Spirithaus...wohl für die Touristen. Wir fuhren wieder mit Bewachung, vor allem bei den Pinkelpausen nach Wewak und am nächsten Tag mit dem Boot nach Miuschu-Island…eine Insel….wouwww.

Karibikfarben erwarteten uns, weißer Sandstrand, das freie Schwein, die Kinder mit ihrer Neugier und die Hausherrin mit ihrer Gastfreundschaft. 2 Nächte und einen ganzen Tag: faulenzen. Und weiter geht’s…zurück in Wewak in Windeseile zum Flughafen und dann…Papua Zeit.3 Stunden später geht es endlich los.

Madang im Süden, eine trostlose Stadt, wie Wewak, nur Kartonbauten, aber eine Pharmazie, die mich rettete: mich hatte am Morgen vor der Abfahrt in Miuschuisland eine Qualle erwischt….mich quasi mit ihren Tentakeln umfangen und ich litt gelinde gesagt Höllenqualen.

 

Allerdings war die  Steilküste, die Gischt und das ohrenbetäubende Schlagen der Wellen gegen diese Küste...fast wie ein Ankämpfen gegen Festungen...ein Schauspiel, das einzufangen zwar ewig dauerte, sich aber lohnte  zu bannen für die Erinnerung.

Ja und dann rückte der Nationalfeiertag und das große Sing-Sing in Goroka heran und wir fuhren mit dem Bus gen Süden in die Highlands, nach Goroka. Hier wollten wir am Nachmittag ankommen und dann schon mal die Vorbereitungen miterleben.

Die Fahrt führte quasi durch einen Querschnitt des Landes. Es sollte eine sehr lange Tour werden, wie lang, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Ein wunderbarer Aussichtspunkt lud zum Fotoshooting ein
.... danach sagte unser Bus …nix mehr!

Wir mussten ganze vier Stunden auf einen Ersatzbus warten, immer wieder hielten Autos an und bewachten uns bis die Polizei uns absicherte: this street is not safe.

Um 16.oo ging es weiter, in der Dämmerung erreichten wir eine Tankstelle, an der wir keinen Sprit mehr bekamen, wir mussten ab jetzt nach Sprit-Gallonen suchen, um nicht stehen zu bleiben…das klappte auch. Es stiegen noch weitere Bewacher zu. Es wurde außerdem die Parole im Bus ausgegeben: jetzt noch eine Pinkelpause, dann fahren wir 4 Stunden durch, ohne Stopp - keine Ausnahme! Ich hinterfragte das nicht, es war ja auch schon spät, die Dunkelheit brach herein. Wir hielten nur an, wenn wir jetzt in Galonen Sprit kauften und es waren viele, denn der Bus hatte einen großen Tank. Es galt die glasklare Ansage: Fenster zu, nicht aussteigen, kein Licht an…

 

Nach 2 Stunden erreichten wir einen Konvoi, dem wir uns über die Highlandstraße zunächst anschlossen. Hier fährt man im Konvoi…auch jetzt kapierte ich noch immer nichts. Der Konvoi war sehr langsam, es hätte unendlich gedauert, bis wir in Goroka angekommen wären. Also organisierten wir uns neu auf einem Markt, und weiter ging´s.

Ich döste so vor mich hin, es war mittlerweile tiefe Nacht und wurde plötzlich durch einen mächtigen Satz des Buses unsanft geweckt. Aufgeregt Stimmen von vorn, Erschrecken und Stille bei uns. Der Bus raste zusammen mit unseren beiden Konvoifreunden los und fing sich erst nach Kilometern wieder. Applaus brandete auf, Spannung viel von uns ab, Erleichterung!

Was war geschehen? Am Straßenrand waren  Männer aufgetaucht an einer Brücke, an der wir die Geschwindigkeit drosseln mussten, um sie zu überqueren. Sie waren gerade dabei einen Baumstamm über die Straße zu legen, eine Straßenblockade zu bauen und wurden von 2 Hünen mit Maschinengewehren flankiert. Unser Busfahrer konnte links noch an dem Stamm vorbei, musste aber mit dem rechten Rad über den Stamm dreschen, um zu entkommen, um nicht anhalten zu müssen und touchierte dabei den linken Maschinengewehrträger, der dabei in den Fluss fiel.

Wir alle begriffen erst viel später, was für ein Glück wir mit unserem couragierten Fahrer hatten und als eine Stunde später die Lichter von Goroka auftauchten, waren alle sehr, sehr froh.

Sie hätten uns nicht umgebracht, nein, aber sie hätten uns alles genommen, alles, außer unseren Kleidern am Leib. Jetzt verstanden wir auch die Vorsichtsmaßnahmen, die der Reiseleiter, der nur auf dieser Fahrt vorne saß, weil er alles im Auge haben musste, uns unmissverständlich angesagt hatte.  Auf der Tankstelle, an der wir keinen Sprit bekamen (sollten) waren Späher, die die Autos checkten und per Handy die Infos an die Überfalltrupps auf dem Highlandhighway weitergaben. Sie sollten so wenig wie möglich sehen, was im Bus war, deshalb kein Licht und Fenster zu. Das Durchfahren war dann auch klar…bei einer Pinkelpause wären wir leichte Beute gewesen.

Am Ende waren der Fahrer und die Sicherheitsleute um ein dickes Trinkgeld reicher und wir um eine Erfahrung…OK, muss man auch mal erlebt haben. Aber einmal reicht, glaubt es mir!

Und dann gingen wir auf das Goroka-Festival............

 

 

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Kommentare

Brigitte
Vor 11 Monate

Liebe Leser und Leserinnen
Ich freue mich immer über eure Meinung!

Ulrike Schmütsch
Vor 11 Monate

Wie immer tolle Infos und ein fesselnder Bericht.
Liebe Grüße Ulrike 👋

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