Tai Ora ist der Name für diesen Rei Puta, den Zahn des Pottwals, aus Grauwacke von einem Künstler der Maori gearbeitet. Er symbolisiert die lebensspendende und immer fließende Natur des Ozeans. Lebendige Flut. Es bedeutet, dass mit dem Steigen und Fallen der Flut auch das Leben eines Menschen mit Momenten des Wachstums, des Überflusses und des Verzichts erfüllt sein kann.
Diese Grundhaltung soll von nun an die Grundlage meiner Erfahrungen und meines Verstehens sein...wird das gelingen?...sicher nicht immer...es werden sicher auch wieder Krisen kommen, aber ich hoffe sie immer geduldiger und angemessener zu meistern!
Denn man könnte ja meinen, nach meiner Laoskrise und der Borneoherausforderung sei alles in ein normales Reisefahrwasser geraten und ich sammle so Land für Land ein.Und da ich ja auch nur die schönen Bilder veröffentliche, sieht ja auch niemand, dass es auch man blöd ist, mal unterdurchschnittlich schlecht, mal anstrengend und deprimierend oder gar langweilig und einsam.
In mir selber hat es weiter –ordentlich - gearbeitet. Ausserdem bin ich ja leider nicht ohne körperliche Blessuren davongekommen, was schon sehr an mir gerüttelt hat. Ich brachte meine Ohrenentzündung mit nach Bali und wurde sie nicht richtig los. Ich reiste dann noch durch Papua-Neuguinea und Fiji mit einem blockierten Ohr, in dem ich das Wasser im Ohr immer plätschern hörte.Bei meinem Sturz in Bali über spiegelglatte Fliesen - die sind da total en Vogue- dachte in meinem Schreck….bloß nicht rechts fallen, bloß nicht auf die angeknackste Hüfte fallen und schmiss mich deshalb auf das linke Knie. Keine gute Idee, wie sich herausstellen sollte. Aber ich war in Dritt-Ländern, hatte kein Vertrauen zu den Ärzten. Zunächst war das Knie auch schnell beruhigt, nur knien konnte ich nicht, aber das habe ich einfach ignoriert, das mußte warten.
Ich ging in Bali ins Krankenhaus wegen meiner Ohren, aber wirklich fundiert wurde ich nicht behandelt. Das Mittel der Wahl war Cortison mit der Folge dass mich Drehschwindel heimsuchte und geholfen hat es auch nicht. Und so beschloss ich, das Ganze mal auf sich beruhen zu lassen und abzuwarten, bis ich in Neuseeland auf westliche Medizin treffen würde. Meine Ohren wurden dort geheilt. Ich hörte wieder ohne Meeresgeplätscher.
Mein Knie machte dann erst wieder richtig Theater in der Meditation in Neuseeland...das wird mich noch lange, lange begleiten.
Trotz allem aber ließ und lasse ich mich nicht unterkriegen. Ja, ich bin schon mal irritiert und ich fühle manchmal eine merkwürdige Leere in mir, die der Anfang einer Kriese sein könnte...aber Ich reise weiter mit offeneren Augen und Empfindungen, zunehmend sicherer und unerschrockener dem Fremden gegenüber, wie ich es jemals für möglich gehalten hätte. Das Gefühl des Fremd-Seins wandelt sich immer mehr in eine große Offenheit und Neugier der Anderswelten gegenüber, die mir begegnen. Vieles inspirierte mich, macht mich oft ganz lebendig. Ich sammele die Eindrücke, füge sie zusammen, reichere sie mit Informationen an und lasse Bilder und Verstehen entstehen. Vieles ist noch rudimentär, Vieles will noch recherchiert werden, bevor ich wirklich verstehe.
Zwei Stränge bilden sich aber heraus, die ich scheinbar unbewußt von Anfang an verfolgt habe:
Die eine Frage ist, wie und um welchen Preis, Gewinn oder Verlust, wandeln sich die verschiedenen Gesellschaften und ihre Traditionen, um in der Moderne anzukommen?
Die andere Frage ist, mit welchen Mitteln der Kunst und des Handwerks drückten sich früher und drücken sich ggf. bis heute diese Gesellschaften, Ethnien und Stämme aus, um ihre Spiritualität und den Fortbestand ihrer Gesellschaft zu manifestieren?
Der Weg der Masken - Wegweiser durch den Dschungel der Anderswelten
Dabei stoße ich zunehmend auf mein eigenes Interesse an Spiritualität und Kunst. Die Holzbildhauerei ist mir wie ein Wegweiser. Ich entdecke nun aber auch Farben in ihrer Explosivität, Harmonie und Ausdrucksstärke. Weder Worte noch Tanz und Gesten können allein das vollbringen, was unter Hinzufügung von Material, Formen und Farben zu einem unwiderstehlichen Ganzen wird. Ich denke über eine Vertiefung meiner künstlerischen Seite nach, wenn ich zurückkomme. Es gibt eine Kunstschule in Lübeck, sie unterrichten freie Kunst in Bildhauerei und Malerei…mal sehen, was sich auf meinem Weg noch alles so zeigt.
Der anfänglich gefürchtete Eindrucks- und Erfahrungsoverkill ist, nach dem großen STOP in Laos, bisher ausgeblieben … dank der Pausen … und wohl auch weil Erlebnisse von mir zunehmend emotional durchlebt werden und mein Hirn sich nicht mehr so anstrengen muss. Das musste es in meiner Berufszeit, die geprägt war von Vergangenheitsgrübeleien und dem Erdenken von Zukunftsszenarien...neben den täglichen Herausforderungen meiner Arbeit an der Hochschule.
Nur wenn ich sehr lange und intensive in englischsprachige Gespräche verwickelt bin, dann kann ich irgendwann nicht mehr, dann wirbeln die Worte und Satzfetzen durcheinander und produzieren Denk- und Wortsalat...zum Vergnügen meines jeweiligen Gegenübers.
Da-Sein, das Zen nennt es Soheit…ich musste und muss es immer noch lernen! Ob es die berauschenden Farben Neu-Guineas waren, die tief ergreifenden Gesänge der Fidschianerinnen, die Geldgier, Betrügereien und der Charme der Balinesen, die Ignoranz meiner Miteisenden in Borneo, die Glückseligkeit der Begegnungen am Telunas Beach, die unglaublich feinen und zarten Töne Lao´s, die heilige Welt der Tempelmeditation in Thailand oder das ohrenbetäubende, staubig Nepal mit seiner faszinierenden Welt der Totenverbrennung und dem vernebelten Dach der Welt, dem Himalaya….ich reise weiter und öffne mich weiter und weiter mit allen Sinnen dieser unglaublichen Welt des Anderen und der Anderen.
Was Neuseeland mir am Ende offenbart...darauf bin ich sehr gespannt.
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