Ich reise also weiter in den Norden, in die Bay of Islands, wo alles begann. Schlendre stundenlang durch das Museum von Waitangi, ein paar Kilometer nördlich von Pahia, die kleine Hafenstadt, von der auch die Fähre nach Rusell, einer bezaubernd kleinen Halbinsel in der Bay mit dem gleichnamigen Ort, abfährt. Ich lerne viel über das 1. Treaty 1840 und die Geschichte der Maori und Pakeha (die Weißen) die dann folgte.
Kupe, der Maorihäuptling und Seefahrer und Urvater. Er entdeckte das Land mit der weißen Wolke 300 Jahre vor den Engländern und siedelt hier, in der Bay of Hokianga.
Der Ort der Unterzeichnung: Waitanga, der Sitz der Vertreter der britischen Krone-
Heute ein Museum mit den Artikeln des Treatys von 1840...
Ich versuche zu verstehen, höre Gesänge aus alten Zeiten und sehe Tänze, die die Maori uns Touristen, als einen Teil ihrer alten Kultur, zeigen. Diese Themen ziehen sich durch fast all meine Ländererlebnisse…es fasziniert mich einfach, was war, was geschah und was nun ist, es anzuschauen, wenn es geht ein bisschen zu durchdringen und zu begreifen und immer ist es der Weg der Holzschnitzerei, der mir die Richtung weist.
Zunächst wohne ich in Pahia und unternehme 2 große Tages-Ausflüge, nach Hokianga, den Ort, an dem Kupe landete und weiter an die Westküste zum größten noch stehenden und lebenden Kauri Baum im heiligen Waipoua Forrest, den Tane Mahuta. Er ist einer der letzten Kauribäume, ein Gigant, der mich an die Ens in „der Herr der Ringe“ erinnert. Die meisten dieser Art wurden in der Kolonialzeit geschlagen und zu Schiffen und Hausbalken verarbeitet…ein Jammer, aber damals weltweit legitim.
Die „Footprints“ - Fußabdrücke - in der Hokianga Bay, ein Kulturzentrum der Maori, brandneu wie mir scheint, zeigen mir in einer Session die Ankunft von Kupe und was dann geschah. Hier sehe ich die schönsten Holzschnitzereien auf meiner ganzen Reise. Selbst die Skulpturen im Artcenter von Rotuora, die Ausbildungsstätte für Maoristudenten im Fach Holzcarving, Stoffe und Steincarving, haben mich nicht so beeindruckt.
Ich lande in Rawene, einem bezaubernden Örtchen an der Hokianga Bay mit vielen kolonialen Häusern, die schon saniert sind oder an denen noch gearbeitet wird. Der Ort hat viele Künstler angezogen und so begegne Joanne Barett, halb dänisch, halb maori, zunächst in Form ihres wundervollen Bildes "Lightwards to the moon"….Lichtswärts zum Mond, das ich in der Village-Galerie, die über eine Fähre am gegenüberliegenden Ufer zu erreichen ist, entdecke. Später lernen wir uns am Telefon persönlich kennen…sie macht mir eine erneute Reise schmackhaft, auf der ich viele KünstlerInnen hier in der Gegend kennen lernen könnte.
Ein ander Mal…Joanne Barett ist eine Künstlerin, die die Paheka und die Marorianteile in sich vereint und die ihnen Ausdruck verleiht. Wir teilen viele Gedanken und am Ende reist das Bild, ein Druck , per Post nach Deutschland.
Mein zweiter großer Ausflug führt mich an die äußerste Nordspitze der Nordinsel, zum Cape Reinga.Wir fahren stundenlang mit dem Bus durch die deutlich lieblichere Landschaft als auf der Südinsel, nicht so spektakulär, aber deshalb nicht weniger schön. Das Fischer-Örtchen Mangonui, im oberen Nordwesten, hat es mir besonders angetan. Hier stehen die guten alten Kolonialwaren Läden Wand an Wand, in denen sich Künstler mit ihren Ateliers niedergelassen haben, lädt ein tolles Cafe mit Blick auf den Pazifik zum Verweilen ein, steht die bekannteste Fish- und Chipsbude der Region. Leider sind wir zu früh, um Fisch zu essen, schade!
Schon auf einem Drive mit dem Riesenbus über den 90-Meilen Strand und Schlittenrutschen auf Dünen kündigt sich an, was dann am Cape Reinga schnöde Realität wird.
Wie man sieht, sieht man nichts.
Dennoch eindrucksvoll der kleine einsame Leuchtturm, der die Seefahrer eindringlich wart: hier ist es gefählich, ihr könntet an den Klippen zerschellen.
Hier ist der Punkt im Norden, an dem Neuseeland wirklich zuende ist!
Dann ziehe ich auf die schnuckelige Halbinsel Russell in der Bay um und residiere im alten Hotel "Duke of Marlborough". Es zeugt noch von den Entdeckerzeiten... vor meinem inneren Auge sehe ich die Fischer und Seeleute an der Bar stehen, die Entdecker, Einwanderer und hochgestellten Beamte in den alten ehrwürdigen Ledersofas sitzen, ihren Whisky, ihr Bier oder ganz profanen Fusel trinkend.
Fünf Tage der Ruhe für mich…Frühstück in der Morgensonne am Cafebüdchen, Wochenmarkt auf dem Festland und einem Lunch-Picknick mit dem besten Brot der Welt und dazu Guacamole aus den hiesigen reifen Avocados, die überall auf Plantagen geerntet werden…ein Aperol am Abend unter den in voller Blüte stehenden Pohutukawa auf der Veranda des Hotels, wenn die Sonne tief im Westen steht
…und dann ist es vorbei... Neuseeland.
Bye Bye kühles Land mit der langen weißen Wolke, Aotearoa, mit dem Grün, den Vulkanen und Kratern, den schneebedeckten Bergen und Schluchten, den Fjorden, den Seen und Flüssen, dem Nebel, dem Regen und der Sonne, den Fischen und Muscheln,den kolonialen Träumen aus alter Zeit und den erdbeben- und flutengebeutelten Städten, den Schafen und Rindern und den gastfreundlichen Menschen.
2 Monate in einem Land mit einer traumhaften Landschaft, einem Leben das sich sehr auf Familien konzentriert und einer problematischen Zukunft im Hinblick auf ein friedliche Miteinander von Maori und Pakeha
Mit dem Bus reise ich noch einmal nach Devenport, in diesen bezaubernden Ort vor den Toren Aucklands, hole mein geparktes Gepäck und habe einen sehr schönen Abend mit Gabrielle, meiner B&B Host…it fits!...es passte mit uns beiden einfach. Wir schnatterten den ganzen Abend, so belebend, so interessant! Bereits bei meinem 1. Aufenthalt bei Gabrielle und David, hatten wir das verabredet. David, ihr Mann blieb zuhause, ihm stand eine Wirbelsäulen-OP bevor…die er mittlerweile gut überstanden hat. Good on you, David.
Ich fliege am 9.Dezember 2023 gegen Abend nach Tahiti, in die Südsee und Ich komme dort auch am 9. Dezember an, obwohl ich 6 Stunden geflogen bin… Zeitzonen….sie bringen mich von nun an des Öfteren durcheinander und nicht selten scheuche ich schon mal einen europäischen Freund-In mitten in der Nacht- aus dem Bett.
Ich fliege in die Südsee…davon träumt ja wohl Jede/r und nähere mich immer mehr dem „ Middel of nowhere“, dem Land am Ende der Welt, besser gesagt, den Tausenden von Inseln, die zu Tahiti gehören, zwischen den beiden Kontinenten Amerika und Asien...inmitten des Pazifik. Und folge wieder den Spuren der Holzschnitzerei...
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