Und schon am nächsten Tag ging es über Christchurch mit dem Transalpin Zug quer über die Südinsel von Ost nach West nach Greymouth.
Ein Shuttel brachte mich nach Hokitika, der Ort, in dem der Prounamu, die Maori-Jade in den Flüssen gefunden und verarbeitet wird. Das ist nur dem hiesigen Tribe erlaubt, ihm gehören Flüsse und Land.Hokitika hat deutlich bessere Zeiten erlebt, wie die wenigen noch erhaltenen Häuser aus der Goldrausch Zeit zeigen. Aber wirtschaftlicher Niedergang, Erdbeben und Fluten haben die Stadt immer wieder zerstört und übrig geblieben ist ein Ort der sicher nicht auf die Liste der schönsten Orte Neuseelands steht. Aber alle erzählen … alle … die Gemeinschaft ist tragend und deshalb leben sie hier. Ich lerne hier auch meine Architektenarroganz auf zu geben. Es läßt sich nicht nur in schönen Gebäuden und wohlgestalteten Städten gut leben…es läßt sich damit angeben und es erhöht den Status, aber, es sind die Menschen, die die Orte beleben und bewegen. Dass dabei Schönheit eine Rolle spielen kann, das sei unbestritten, aber offenbar ist es nicht zwingend.Dennoch denke ich, dass vor allem das gemeinsame Leid, das Überleben und Überwinden von Flut und Erdbeben, die Menschen hier zusammengeschweißt hat. Ich erinnere mich an die Provinz Zeeland in den Niederlanden, als 1953 die Flut tausende Menschen das Leben kostet und dann die überlebenden Kinder, deren Eltern ertrunken sind von überlebenden Eltern, die ihre Kinder verloren haben, aufgenommen wurden.
Ich wohnte bei Teichelmann´s ein B&B, wie es im Buche steht…Scones, Aprikosen-Muffins, Marmelade, Eier, Omlett, Brot, Obst und Nüssen… alle Gäste zusammen am Tisch am Morgen – unterhaltsam!Gleich nach der Ankunft war ich bei Steve eingebucht, ein Jade-Carver. Ich sollte meinen eigenen Prounamu/Jade entwerfen und auch fertigen. Aber…ich war von meiner „Alpes2ocean“ Tour immer noch so müde, dass Steve meinen Entwurf umsetzte und ich ihn am nächsten Tag abholen konnte. Die Tour führte mich dann, nach einem exzellenten Briefing … ich hatte das erbeten, ich wollte keine Überraschungen mehr erleben, durch die wilde Vegetation der Westküste Das Klima hier an der Westküste der Südinsel ist rau, feucht und unstet...und ursprünglich.
Auf einem Baumwipfelpfad bekam ich erst einmal einen Überblick, nach untenschauen...oh ha...welch eine Höhe, diese riesigen uralten Bäume!
Bei einer Bootsfahrt durch den Sumpf sahen wir den weißen Heron, Kotuko …ein sehr seltener und scheuer Vogel, die Maori sagen, wenn du einen weißen Heron fliegen siehst dann bringt er dir Glück für dein ganzes Leben. Ich habe ihn fliegen sehen … und ein Foto erhaschen können ... good on you!
Heute führt der Trail entlang an diesen kleinen Kanälen, sie erinnern mich an die Levadas in Madeira. Das Moos hängt von den Ästen, das Unterholz ist dicht, die Bäume stehen eng, wachsen in enorme Höhen. Sie sind alt, sehr alt und mächtig, windgepeitscht. Die Vegetation ist indiginous, d.h. alles was hier wächst sind Pflanzen die es nur in Neuseeland gibt. Die Region ist geschützt, so dass möglichst keine Pest-Pflanzen, (Pflanzen, die hier nicht hingehören und die das ökologische Gleichgewicht stören), einwandern können. Eine besondere Stimmung geht von dieser Wildnis aus. Es ist eine Stille und eine weiche Beleuchtung, bisweilen nebelig, feucht…die Sonnenstrahlen blitzen durch das Dickicht, fallen auf moosüberwucherte faulende Baumstämme, Farne und Farnbäume genießen dieses Klima, leben von der Luftfeuchtigkeit und bestimmen das Bild.Ich habe viele Strecken auf 20/25 km gekürzt, ich wollte entspannen, auf keinen Fall anstrengen. Das Team meines Operators Cycle Journeys, machte alles möglich, shuttelte mich wann auch immer ich das wollte und so habe ich diese 5 Tage auf dem Wildernesstrail sehr genossen.
Hier haben die Goldminen vor 100 Jahren das Leben bestimmt. Die Orte waren voll von Menschen, überall wurden Kanäle gegraben, um das Gold abzuflößen. In Kumara, einer alten Goldrauschstadt, wohnte ich im alten „Royal Theater“, viktorianisch eingerichtet … sehr schön. Auf vielen Plakatwänden auf dem Anger wird von der Goldrauschzeit erzählt, von Poeten, Medizinern, Schauspielern, Politikern und den Arbeitern. Hier suchten viele ihr Glück, nur wenige fanden es, viele schufteten sich zu Tode. Die Stadt war belebt, hatte mehrere tausend Einwohner. Geschäfte, Bars, Krankenhaus, Ärzte, Lehrer, eine Zuganbindung mit Bahnhof und eben das Royal Theater. Die Bilder geben einen beeindruckenden Einblick in diese Zeit. Heute ist Kumara und alle anderen Orte, die einstmals vom Goldrausch lebten, eher verlassen, öde, leer, klein und unbedeutend. Die Neuseeländer, die hier leben aber lieben ihre Orte, schätzen die Gemeinschaft, gehen in den noch verbliebenen Pub oder in den kleinen Laden mit der Coffeebar. Oft ganz ohne Atmosphäre, aber ich glaube, sie gehören hier her und das ist ihr Leben. Ein gewöhnliches Leben, ja, aber das stellt hier keiner in Frage.
Mein letzter Tag ist dem Austricksen von Regen gewidmet, der hier sehr heftig und kalt ist…denn ich habe auf dieser Strecke bisher keinen erlebt. Ich radle früh los und erreiche genau zum Einsetzen eines starken Regens das Depot von Cycle Journey…“good on you“ Brigitte! Keine 2 Stunden später saß ich im Bus immer an der Westküste entlang gen Norden nach Nelson.
und das hier ist mein Neuseeland Patent...Schaffell als Sitzkissen und Satteldecke...sehr komfortabel!
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